Viel Presse um den geplanten Kletterwald am Eschauel
Die Berichterstattungen zum Vorhaben, auf der Halbinsel Eschauel einen Kletterwald zu errichten, überschlagen sich geradezu. Befürworter und Gegner des Vorhabens nutzen jede Gelegenheit, ihre Positionen kundzutun. Die Presse (siehe z.B. Kölner Rundschau, Aachener Zeitung oder eifelon) ist voll davon, weshalb an dieser Stelle nicht besonders darauf eingegangen werden muss.
Gibt es Tourismus-Entwicklung in Nideggen?
Fakt ist, Nideggen legt einen Schwerpunkt auf Natur und Tourismus. Fakt ist in dem Zusammenhang aber auch, Nideggen muss sich neuem Freizeitinteressen und -aktivitäten stellen, soll das Stadtgebiet auch attraktiv für jüngere Menschen bleiben. Geocaching, Hochseilklettern, Mountainbiking, um nur einige zu nennen, genießen immer größere Beliebtheit bei jungen Touristen und ein Kletterwald gehört ganz bestimmt auch dazu. Reine Blockade ist also nicht zielführend, sollen auch junge Menschen an die Natur herangeführt werden und sie schätzen lernen. Vielleicht müssen hier auch große Interessenvertretungen umdenken, denn gegenseitiges Verständnis, Kompromisse und Miteinander waren schon immer erfolgreicher als pure Ablehnung und Konfrontation.
Die Stadt Nideggen hat schon einmal eine Chance vertan, als es um neue touristische Angebote ging: den Mountainbike-Park in Nideggen. Die Gemeinde Hürtgenwald ist zu gerne eingesprungen und die Betreiber sprechen vor dem Hintergrund der großen Erfolge heute sogar schon von der Möglichkeit, den Standort zum Olympia-Stützpunkt aufzubauen.
Viel Kritik und genauso viele Fragen
Momentan befindet sich das Anliegen Kletterwald im öffentlichen Verfahren zur Änderung des Flächennutzungsplans. Die notwendigen Gutachten, aber auch sonstige Informationen sind bei der Stadt Nideggen einzusehen (z.B. Gutachten zum Artenschutz, Schallschutz etc.). Die Beteiligung der Öffentlichkeit war einer der vorgeschriebenen Verfahrenspunkte. Dort wurden viele Statements abgegeben. Wir haben diese mit entsprechenden Fragen versehen, wollen dabei überhaupt nicht werten, aber dennoch ein bisschen relativieren:
- Segler und Angler wollen ihre Ruhe. – Aber sind die es nicht genau, die andere Touristen durch ihre Einzäunungen aussperren und vom Seeufer verdrängen, gerne aber eigene Feste am Eschauel feiern?
- Anrainer befürchten den Wegfall ihrer Privilegien beim Parken. – Aber können nicht gerade die Personen, die ganze Wochenenden am Eschauel verbringen, problemlos etwas weiter entfernt parken, nachdem sie ihre Fahrzeuge vor Ort entladen haben?
- Badbesucher reklamieren Lärmbelästigungen. – Aber sind die (und nicht nur die Kinder) es nicht genau, die beim Spiel am Strand, im Wasser und auf den Stegen für eine deutlich erhöhte Lautstärke sorgen?
- Politiker reklamieren die Konkurrenzsituation, wenn der Kletterwaldbetreiber Brötchen oder Würstchen verkauft. – Aber welche Gründe sollen die Badegäste animieren, ein paar hundert Meter zu laufen statt ihren Imbiss direkt im Beach Club zu sich zu nehmen? Würde nicht der Kletterwald sogar Gäste in den Beach Club spülen, weil z.B. Firmen, die mit ihren Mitarbeitern den Kletterwald besuchen, gerne zum Abschluss „eine runde Sache“ mit gutem Essen statt Sandwiches anbieten wollen? Und wären die anderen Gäste ohne Kletterwald überhaupt zum Eschauel gereist?
- …
Die Auflistung lässt sich beliebig erweitern. Was an sachlichen Fragen bleibt, sind in der Hauptsache zwei Punkte.
- Es fehlt schon heute an notwendiger Infrastruktur, vor allem an Parkplätzen. Unabhängig von der ggf. zusätzlichen Ansiedlung des Kletterwaldes ist die Stadt gefordert, Regelungen über die Höchstzahl an Badegästen, zum Parken o.ä. aufzustellen. Ein zusätzlicher Kletterwald wird die Problematik jedenfalls noch einmal verschärfen.
- Speziell auf den Kletterwald bezogen stellt sich einzig die Frage nach der Zulässigkeit, eigentlich für besondere Situationen vorgesehene Toilettenanlagen ganzjährig zu betreiben. Aber dieses Thema muss und wird die Genehmigungsbehörde beantworten.
Fazit
Alle sind gut beraten, den Fortgang des Verfahrens abzuwarten und sich erst nach Vorliegen aller Punkte ein abschließendes Bild zu machen. Stehen nach dem Verfahren keine öffentlichen Belange dem Vorhaben entgegen, ist die Politik aufgefordert, unter Abwägung der grundsätzlichen Problemstellungen, der Einzelinteressen und des Allgemeinwohls eine endgültige Entscheidung zu treffen.
Voreilig sind in Nideggen leider schon zu viele Entscheidungen getroffen worden. Dies schadet der Referenz der Stadt und zum Teil haben die Bürger für solche „Schnellschüsse“ auch noch unnötig zahlen müssen.
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