Wille von Eltern und Politik mit Füßen getreten – Fraktionsvorsitzende würden klagen
Anfang Februar wurde die Sekundarschule mit sieben Zügen genehmigt, davon 4 in Kreuzau und 3 in Nideggen. Auf dieser Grundlage wurden 164 Kinder angemeldet. Das jetzt vorliegende Zugeständnis der Bezirksregierung bleibt weit hinter der Genehmigung zurück und widerspricht damit auch dem politischen Willen der Landesregierung, jedem Kind einen Platz in der Sekundarschule zu gewährleisten, gerade im ländlichen Raum.
Ministerium wortbrüchig, Bezirksregierung verhindert Flexibilität
Dies hat in einer öffentlichen Veranstaltung im November 2011 in Nideggen Rainer Michaelis, Vertreter des Ministeriums, bestätigt. Ziel der Politik in Nideggen war und ist es, für alle Kinder eine qualitativ hohe, wohnortnahe Beschulung zu sichern. Als Klassenstärke bestätigte Michaelis den Eltern und Politikern 25 Schüler sowie entsprechende Reduktion bei Aufnahme von Kindern mit Handicap. Die Nideggener Eltern und Politiker fühlen sich hinter das Licht geführt.
Die von der Bezirksregierung Köln vorgesehenen Klassengrößen von 30 Kindern (=Maximalstärke) verhindert zudem in den nächsten Jahren sowohl die Aufnahme von so genannten Rückläuferkindern (Wechsel vom Gymnasium oder klassischen Realschulen) als auch die Aufnahme von Zuzugskindern in der entsprechenden Altersklasse.
Rechtsmittel einlegen
Neben uns haben die Fraktionsvorsitzenden von B90/Die Grünen, CDU, FDP und SPD die Verwaltung der Stadt Nideggen aufgefordert, gegen die jetzige Verfahrensweise zu klagen. Eine erste Prüfung bescheidet diesem Ansinnen allerdings wenig Erfolgsaussichten.
Erheblich besser sieht das auf der Elternseite aus. An Stelle der von einer Ablehnung ihrer Kinder an der Sekundarschule betroffen Eltern würden die Fraktionsvorsitzenden auf alle Fälle gegen den Ablehnungsbescheid Rechtsmittel einlegen. Denn die Bezirksregierung hat nicht beachtet, dass die Sekundarschule an Stelle der bisherigen Hauptschule als Regelangebot und damit als nächste wohnortnahe Schule tritt. Bei der Sekundarschule Nideggen handelt es sich nicht um eine Neugründung, auf die die starren Kriterien vielleicht zutreffen. Es handelt sich um einen fließenden Übergang von bisher zwei Schulformen in nunmehr eine, um den Kindern dauerhaft eine ortsnahe Beschulung zu sichern. Auch hat die Bezirksregierung wegen ihrer „Alleinentscheidungsgewalt“ beim ersten Aufnahmeverfahren den Willen auf bevorzugte Berücksichtigung von Kindern aus dem Schulverband angehörigen Städten und Gemeinden absolut außer Acht gelassen.
Gerne können sich betroffene Eltern bei uns melden. Sie können sich unserer Unterstützung in jeglicher Hinsicht sicher sein.
Hintergründe und Irrwitz der Vorgaben
Position der Bezirksregierung ist, dass für die Anzahl der zu genehmigenden Klassen nur die Schüler aus dem eigenen Gebiet (Nideggen und Heimbach) gezählt werden dürfen. Bei der Vergabe der Plätze zählt sie allerdings alle angemeldeten Schüler gleichberechtigt und unterzieht diese einem ausgeklügelten Vergabesystem mit dem jetzt vorliegenden Ergebnis.
Überlegungen, zu Gunsten der nur abgewiesenen Kinder mit der integrativen Klasse leider dann doch noch ein Jahr zu warten, wurde erst gar nicht angestellt.
Nicht nur der Rückgang an Kindern aus dem Stadtgebiet, auch die durch die Aktionen der Elterninitiative und Äußerungen verschiedener Realschullehrer entstandenen Verunsicherungen sind Gründe für die reduzierte Anmeldezahl aus dem Stadtgebiet, die die Situation haben entstehen lassen. Und nicht zuletzt werden Gerüchte genährt, dass über die Kürzungen in Nideggen andere Schulen überhaupt ertüchtigt werden sollen. So sind in Vettweiß bisher gerade einmal 12 Schüler an der Hauptschule angemeldet. Wer kommt da willkommener als möglichst viele der neun abgewiesenen Kinder aus Nideggen und Heimbach?
Jetzt den Eltern aus Vettweiß und anderen Kommunen etwas gegen ihre Anmeldungen in Nideggen vorzuwerfen, wäre zu kurz gegriffen. Sie haben sich nämlich für eine Schulform der Zukunft entschieden und nur von ihrem Recht auf freie Schulwahl Gebrauch gemacht.
All diese Umstände sind vielleicht ursächlich für die eingetretene Dilemma-Situation. Sie ändern allerdings nichts an den Fakten: Bürgermeisterin Margit Göckemeyer und die o.g. Fraktionen sind immer noch bereit, alle Schüler in Nideggen aufzunehmen. Die Bezirksregierung ist aufgefordert, der neuen Schule wie im Ursprung versprochen einen guten Start zu gewähren. Schade, wenn dies nur über eingelegte Rechtsmittel gelingen sollte.
Irrwitzig werden die Vorgaben der Bezirksregierung vor dem Hintergrund, dass ab nächstem Jahr der Schulverband frei in der Auswahl der Zügigkeit an den beiden Standorten ist. Nur ist es dann für die jetzigen Viertklässler und die in zwei Jahren anfragenden Eltern von Rückläuferkinder zu spät.